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Claudia Rösen:

Igel sucht Unterschlupf So helfe ich Tieren über den Winter

Dieses kleine, aber feine Buch lässt das Herz jedes Tierfreundes höher schlagen. Claudia Rösen, ihres Zeichens Biologin und bei der Deutschen Wildtierstiftung für Naturbildung verantwortlich, beschreibt auf sehr liebevolle und einfühlsame Weise, wie wir unseren heimischen Wintergästen im Garten durch die kalte, dunkle Jahreszeit hindurchhelfen können. Mit großer Kompetenz und schön zu lesen bringt sie das Wesentliche auf den Punkt. Sie erzählt von der erstaunlichen Anpassungsfähigkeit der Wildtiere in unserer Nähe, verrät mit welchen Tricks sie das Leben in freier Natur meistern und versuchen, Kälte, Nässe und Zeiten des Nahrungsmangels im Winter lebend zu überstehen.

Claudia Rösen ist eine sehr genaue Beobachterin, die nie sachlich nüchtern und trocken Wissen vermittelt. Sie schreibt in einer atmosphärisch dichten Sprache und schafft es damit, Informationen so zu transportieren, dass sie beim Lesenden Bilder und Stimmungen erzeugen: »Die Natur macht eine Atempause, die Tierwelt zieht sich zurück und besonders jetzt finden die Menschen in der Natur Ruhe und Besinnung«, beginnt sie einen Absatz über das Winterparadies Garten. »Nur wenige Spuren zeigen, dass noch einige Tiere auf den Beinen sind …«

Was alles noch auf den Beinen und wer in Winterstarre gefallen ist, die kalten Monate schlafend überbrückt oder rechtzeitig das Weite gesucht hat, lässt sich kapitelweise in dem mit vielen hübschen Naturfotos illustrierten Band nachlesen. Da geht es zunächst um unsere überwinternden gefiederten Freunde, um Winterschläfer wie Igel und Siebenschläfer, dann um Amphibien und Reptilien und zuletzt um Insekten und Spinnen. Die Autorin gibt gute und leicht umsetzbare Ratschläge für Unterschlüpfe und Futterstellen. Vogelfreunden verrät sie Rezepte als Alternative und zur Ergänzung von handelsüblichen Vogelfuttermischungen, so etwa Meisenkokosspeise, Rotkehlchenmüsli und Amsel-Fruchtcocktail. Igelfreunde erfahren, wie man ohne viel Aufwand eine »Igelburg« nachbauen und den Garten igelfreundlich(er) gestalten kann. Sie werden aber auch darauf hingewiesen, dass es im Zweifelsfall besser ist, hilfsbedürftige Stachelritter Fachleuten zur Betreuung zu überlassen. Damit nichts schief geht, fasst die Autorin kurz zusammen, wie man einen Igel bis zur Übergabe versorgen und transportieren sollte.

Spannend sind die Zusatzinformationen, die Claudia Rösen dazwischenstreut. Wer weiß schon, dass Seidenschwänze sich gern an vergorenen Früchten und Beeren gütlich tun und eigens dafür von der Natur mit einer besonders großen und effizienten Leber ausgestattet wurden, die den Alkohol schnell abbaut. Und wer kann Fraßspuren an Nussschalen und Fichtenzapfen deuten oder weiß, woran man erkennt, dass der auf dem Dachboden gefundene Kot von einer Fledermaus stammt?

Neben all den vielen Infos über Lebensgewohnheiten, Besonderheiten und Belange der einzelnen Wildtiere in unserer Nähe flicht die Biologin aber an vielen Stellen auch Hinweise ein, wie sich die eigene Umgebung natürlicher und artgerechter gestalten lässt und wie jede/r einzelne etwas für den Erhalt der biologischen Vielfalt tun kann. Davon profitieren letztlich alle – die Tiere unmittelbar, und »ihre« Menschen über unvergessliche Naturerlebnisse. Ein schönes, ein unbedingt lesenwertes Büchlein für große und kleine Tierfreunde!

Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2012, 128 Seiten, ISBN 978-3800177905.

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