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Handbuch der Bienenkrankheiten. Vorbeugen erkennen, behandeln
Bienenkrankheiten »vorbeugen, erkennen, behandeln« – so auch der Untertitel des Buchs –, ist das Anliegen des Autors. Bienen werden von vielen Krankheiten, Erregern und Parasiten bedroht und heimgesucht, gegen die sie noch keine Strategien entwickeln konnten, da sie – wie etwa die gefährliche, inzwischen fast weltweit verbreitete Varroamilbe – eingeschleppt wurden. Pohl weiß aus seiner intensiven Beschäftigung mit der Materie, welche entscheidende Rolle Aufklärung, Weiterbildung und fundiertes Wissen von Bienenhaltern für die bedrohte Bienengesundheit spielen. Gerade durch den Hype der Stadtimkerei sieht er auch, was der Ausbruch von Krankheiten in den inzwischen dicht mit Bienen besiedelten Großstädten anrichten kann. In seinem Zuständigkeitsbereich Bremen war erst 2019 die Bienenseuche Amerikanische Faulbrut ausgebrochen; 137 Imker mit 167 Standorten waren davon betroffen, ihre Völker mussten aufwändig saniert werden, für zwei Bestände wurde sogar amtlich die Tötung der Völker angeordnet. Friedrich Pohls Buch hat eine ausgeklügelte Systematik, die auch unerfahrenen Imkerinnen und Imkern wertvolle Hilfe bei der Diagnosestellung liefert. Zunächst stellt er als Basis klare Kriterien zusammen, die dazu dienen, den Zustand eines Bienenvolks überhaupt beurteilen zu können. Er zeigt auf, woran man erkennen kann, ob ein Bienenvolk vital ist, ob seine Entwicklung optimal verläuft oder gestört ist. Dazu gehören zum Beispiel Beobachtungen zur Sammel-, zur Bau- und zur Brutaktivität. In kleinen Absätzen informiert er über Krankheitsabwehr bei den Immen, über ihre Ernährung, Standortfaktoren, Auswirkungen von Klima und Klimawandel sowie den Einfluss der Betriebweise, also in welcher Art von Behausungen (Beuten) Bienen gehalten und wie sie vom Imker geführt werden. Nach einer kurzen Aufklärung über Diagnosemöglichkeiten folgen die eigentlichen Diagnosekapitel. Dafür hat er sich ein hervorragendes Leitsystem ausgedacht: doppelseitige Diagnosetafeln mit den Wabenzellen nachempfundenen, sechseckigen Fotos, die u.a. charakteristische Krankheits-, Schadbilder und Befunde zeigen. Jedes dieser Diagnosefotos leitet mit Stichwort und der Angabe der dazugehörigen Seitenzahl zu den ausführlichen Informationen im Buch weiter. Somit kann auch allein durchs optische Prüfen eine erste Spur aufgenommen und dann durch das Weiterlesen ein Verdacht im Buch überprüft, verworfen oder erhärtet werden. Sechs solcher Diagnosetafeln enthält das Buch; es informiert über nicht weniger als 58 Bienenkrankheiten. Mit übersichtlichen Tabellen können in weiteren Kapiteln Symptome und Auffälligkeiten bestimmten Ursachen bzw. Krankheiten zugeordnet werden. Unter anderem weist Pohl seine Leserschaft auch darauf hin, ihre Sinne einzusetzen, also nicht nur genau hinzuschauen, sondern auch auf Geräusche und Gerüche zu achten. Schritt für Schritt erläutert der Autor, wie sich unterschiedlichste Probleme äußern, lösen und umfassend bekämpfen lassen. Er fragt nach den Auslösern und Zusammenhängen und veranschaulicht seine Ausführungen mit ausgezeichneten Fotos. Besondere Schwerpunkte bilden die Kapitel über Konzepte und Strategien im Umgang mit der Varroa-Problematik und die Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut. Darüber hinaus geizt der Profi und erfahrene Praktiker nicht mit wertvollen Gesundheitstipps und praktischen Ratschlägen. In diesem 240-Seiten-Werk bringt Pohl präzise, systematisch und aufs Wesentliche verkürzt alles Wissenswerte auf den Punkt – leicht verständlich, nachvollziehbar und praxisorientiert. Ein Ratgeber, den sich nicht nur angehende Imker und Neulinge zulegen sollten, sondern der auch für mehr oder weniger „alten Hasen“ in der Imkerei wärmstens zu empfehlen ist. Kosmos Verlag Stuttgart, 2019, 240 Seiten,ISBN 978-3-440 156094. |