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Cornelis Hemmer / Corinna Hölzer:

Wir tun was für Bienen – Bienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei

Der Titel ist programmatisch: »Wir tun was für Bienen – Bienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei«. Der Untertitel gibt schon einen ersten Hinweis darauf, dass sich dieses Agieren nicht allein, aber auch auf Honigbienen bezieht. Und tatsächlich stehen in diesem Buch der »Deutschland summt«-Initiatoren Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer auch die 560 anderen heimischen Bienenarten im Mittelpunkt des Interesses.

Selten findet man Honigbienen und Wildbienen gleichermaßen ausführlich porträtiert in einem einzigen Buch vereint. Zahlreiche Ratgeber und Fachbücher widmen sich entweder den Honigbienen, der Imkerei und ihren spezifischen Themen. Oder beispielsweise als Naturführer transportieren sie Wissenswertes über Wildbienen & Co. Praktisch analog zu der Entdeckung von Wissenschaftlern, dass die Bestäubung besonders effektiv ist, wenn Honig- und Wildbienen gemeinsam am Werke sind, nimmt das Autorengespann nun die Gesamtheit der Bienen in den Fokus. Sie befassen sich mit der Frage, woher die Ursachen für die Gefährdung unserer Insektenwelt rühren, wie biologische Vielfalt erhalten werden kann und wie man mit wenig Aufwand in seinem eigenen Lebensumfeld attraktive Lebensräume für Insekten schaffen kann.

Dieses Buch erzählt also zum einen von Honigbienen, Wildbienen und der Beziehung Mensch und Biene. Es untersucht zum anderen, wie sich die Lebensräume dieser Bestäubungsinsekten gewandelt haben und was sie heute in der Stadt und auf dem Land vorfinden – oder eben vergeblich suchen. Dabei geben die Autoren ihrer Leserschaft eine Menge kluge wie praxisnahe Ratschläge und Hinweise, wie und wo man oder frau was für die fleißigen Insekten tun kann.

Entsprechend stehen, anders als häufig in der Imkerfachliteratur, im Kapitel über die Honigbienen nicht etwa hoher Honigertrag, Sanftmut und Zuchtwesen im Blickpunkt; es werden vielmehr in Kurzform alle wichtigen Informationen über das Leben (und Sterben) der Immen vermittelt, größere Zusammenhänge zwischen Befinden und äußeren Einflüssen aufgezeigt und analysiert, was unseren Immen so zu schaffen macht: unter anderem Pestizide, Milben... und gar nicht so selten offenbar auch der Imker selbst.

Die Autoren zeigen sich erfrischend kritisch gegenüber überkommenem Imkerwissen, festgefahrenen Vereinsstrukturen und nicht selten ausufernden Grundsatzdiskussionen über Themen wie Rähmchenmaße und Beutentypen, die einen Jungimker bestenfalls verwirren, eher aber abschrecken. Sie regen zu einer inneren Erneuerung in den Vereinen an und plädieren für ein erweitertes Selbstverständnis der Imker, die sich unter anderem auch als Anwalt der Bienen verstehen und Bienen nur als Stellvertreter für die Gesamtheit der Bestäuber erkennen sollten. Dabei zeigen sie auch eine gewisse Sympathie für die sogenannte »wesensgemäße« Bienenhaltung. Gleichzeitig rufen sie aber zum Dialog in der Imkerschaft auf und warnen vor Dogmatismus. Hintergrundinfos, Anregungen oder praktische Anleitungen – wer generell mehr über für Bienen erfahren möchte, sollte in dieses Buch schauen, egal ob er oder sie an der Honigbienenhaltung interessiert ist oder Wildbienen besser kennen lernen und ihnen mit attraktiver Bepflanzung und Rückzugsmöglichkeiten im eigenen Garten, auf dem Balkon oder mit einem begrünten Dach helfen wollen.

Im letzten Kapitel stellen Hölzer und Hemmer übrigens die von ihnen ins Leben gerufene Initiative »Deutschland summt« vor, eine Idee, die seit Anfang 2011 schon Menschen in vielen deutschen Metropolen begeistert hat und mit der Bienenfreunde auf fantasievolle Weise mit Aktionen für den Erhalt unserer Insektenwelt und den Schutz ihrer Lebensräume werben.

Ein lesenswertes Buch für Insektenfreunde und ein Muss für Imkerinnen und Imker!

Franckh-Kosmos Stuttgart 2013 / 2. Auflage 2017, 128 Seiten, ISBN 9783440136713

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